Viele offene Fragen bei Museumsdiskussion

In Klosterneuburg fand am Mittwoch eine Podiumsdiskussion zum Thema Muesum: "Quote versus Wissenschaft" statt.

 

"Ein Museum ohne wissenschaftliche Aufgabenstellung ist kein Museum!" Mit dieser Aussage bezog Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Quote versus Wissenschaft" Stellung zur Frage nach Erfolgs- und Qualitätskriterien von Museen. Die Veranstaltung fand am Mittwoch Abend in Klosterneuburg statt, wo das Augustiner-Chorherrenstift die Präsentation seiner Sammlungen in den kommenden Jahren neu positionieren will.

Das Thema vermochte eine beträchtliche Zuhörerschaft zu interessieren. Außerdem nahmen zahlreiche Besucher die gebotene Gelegenheit wahr, den künftigen Besucherzugang bei der barocken Sala Terrena mit ihren Atlantenfiguren zu besichtigen. Die entsprechende Adaptierung dieses bisher für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Stiftsbereichs soll 2008 fertig gestellt sein.

Podiumsdiskussion
Bei der von Christine Haupt-Stummer geleiteten Diskussion wurden museumspolitische Grundsatzfragen aus unterschiedlichen Perspektiven erläutert. "Museen sind Indikatoren gesellschaftlicher Befindlichkeiten", konstatierte die Museologin Monika Sommer, die sich für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Forschung und Weitergabe des Wissens aussprach: "Wissenschaft, die nicht vermittelt wird, hat keine gesellschaftliche Relevanz". Museen seien Orte der Konzentration und der Authentizität, nicht der boomenden Eventkultur, meinte der Architekt Erich Bernard. Wesentlicher als die "kurzlebige Haltbarkeit von Trends" sei die "Aura des Originals". Mut sei nötig, nicht das zu tun, was die Anderen tun, ergänzte Michael Braunsteiner (Stift Admont).

"Wo geht's hier zum Publikum?" fragte die Soziologin Susanne Ortner und plädierte für die Integration interaktiver Elemente, um Besuchern ein "Gesamterlebnis" bieten zu können. Allerdings sagten Besucherzahlen nicht unbedingt etwas über die Qualität eines Museums aus, räumte Ortner ein. Für besucherfreundliche Gestaltung im Sinne von "living art and emotion" sprach sich auch die Tourismusberaterin Susanne Kraus-Winkler aus: Das jeweilige Angebot müsse auch immer aus dem Blickwinkel des Konsumenten gesehen werden.

"Auf den Punkt bringen" wollte schließlich Generalabt Bernhard Backovsky die streckenweise ausufernde Diskussion mit einer beherzten Wortmeldung: Ein Museum sei nicht dazu da, Spaß zu machen, sondern Freude zu bereiten bzw. - im speziellen Fall des Stiftsmuseums - auch religiöse Erlebnisse zu vermitteln. Backovskys abschließender Stoßseufzer wurde vom Publikum mit dankbarem Beifall quittiert: "Warum ist das alles so verkrampft?"

aus: BVZ/NÖ Nachrichten online, http://www.bvz.at/redaktion/kultur-medien/article.asp?Text=148713&cat=769