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Call for Papers GWTF 2001

Einladung und Call for Papers für eine Tagung zum Thema

Erfolgsbedingungen heterogener Kooperationen

in Wissenschaft und Technik

Tagungstermin: 30. November - 2. Dezember 2001

Tagungsort: Berlin (voraussichtlich an der TU Berlin)

'Heterogen' nennen wir eine Kooperation, an der Akteure aus verschiedenen Kontexten beteiligt sind. Die Kooperationspartner stammen aus verschiedenen Fachgebieten und arbeiten an unterschiedlichen Orten oder in verschiedenen Organisationen. Ihre Ziele und Interessen unterscheiden sich ebenso wie die Perspektiven auf den Gegenstand der Kooperation und das Wissen, das sie in die Kooperation einbringen. Damit sind Kommuni-kationsprobleme, kulturelle Konflikte und Zielkonflikte scheinbar unausweichlich. Dennoch werden heterogene Kooperationen angestrebt und häufig als erfolgreich wahrgenommen . Die Tagung soll sich mit Erfolgsbedingungen heterogener Kooperationen in Wissenschaft und Technik beschäftigen. Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede heterogener Koopera-tionen erkunden und den Erfahrungsaustausch derer anregen, die solche Kooperationen gestalten. Dabei möchten wir uns auf Kooperationen beschränken, in denen die Heterogenität aufrechterhalten wird, in denen gerade die Aufrechterhaltung der Verschiedenartigkeit der Partner etwas Neues entstehen lässt. Die Vielfalt heterogener Kooperationen lässt sich entlang verschiedener Dimensionen beschreiben, von denen wir hier einige vorschlagen. Eine erste, durch die Differenz von Wissenschafts- und Technikforschung nahegelegte Dimension ist die der 'Wissenschafts- bzw. Technikhaltigkeit' der Kooperation: Reine Forschungskooperationen können ebenso hetero-gene Kooperationen sein wie die Zusammenarbeit bei reinen Technikentwicklungsprozessen. In beiden aber wird Technik verwendet und kommen Techniken zum Einsatz. Die variierenden Verwendungsweisen von Technik können unterschiedliche Kooperationsmuster entstehen lassen. Zwischen den Polen reiner Forschung und reiner Technikentwicklung finden wir ein weites Spektrum von Kooperationen, in denen Forschung in die Technikgestaltung oder Technikentwicklung in die Forschung eingelagert ist. Dieser Bereich ist besonders interessant, weil heute wesentliche Innovationen gerade an der Schnittstelle von reiner Wissenschaftsentwicklung und reiner Technikentwicklung entstehen. Eine zweite Dimension ist die räumliche 'Verteiltheit'. Die klassische wissenschaftssoziolo-gische Forschung hat vor allem lokale interdisziplinäre Kooperationen untersucht. Räumlich verteilte Kooperationen wurden ursprünglich unter das Konzept der 'specialty' subsumiert und nur selten als Kooperationen konkreter Akteure behandelt. Wie tragfähig ist hier der Kooperationsbegriff? Lässt sich verteilte Arbeit, bei der alle ihre Ergebnisse in einen gemeinsamen Pool einspeisen, von räumlich verteilten, zweckgebundenen Kooperationen in Netzwerken unterscheiden? Gibt es Grade von räumlicher Verteiltheit, und wie beeinflussen diese den Verlauf von Kooperationen? Kann räumliche Nähe fachliche Differenzen kompensieren, oder gibt es institutionelle Arrangements, die als funktionale Äquivalente zur räumlichen Nähe dienen können? Damit ist bereits die Zeitdimension angesprochen. Heterogene Kooperationen können drei Wochen dauern oder auf einen beliebig langen Zeitraum angelegt sein, die sozialen Mechanismen der Entstehung, Koordinierung und Stabilisierung von Kooperationen dürften entsprechend variieren. Im Zusammenhang damit steht der Grad der Fokussierung von heterogenen Kooperationen (der aber nicht auf die Zeitdimension reduzierbar ist). Kooperationen können auf ein gemeinsames Produkt ausgerichtet sein und sich nach Erreichen dieses Ziels auflösen, oder sie können ergebnisoffen und damit auf unbestimmte Dauer angelegt sein. Aus beiden Perspektiven – Dauer und Grad der Fokussierung – ist von Interesse, wie die Kooperation stabilisiert wird, Unter welchen Bedingungen entstehen produktorientierte und ergebnisoffene heterogene Kooperationen, und wie werden sie stabilisiert? Welche Konsequenzen hat die dauerhafte Beteiligung an heterogenen Kooperationen für die Kooperationspartner in ihren 'Heimatkontexten', d.h. in den Organisationen oder Fachgebieten, aus denen heraus sie zur Kooperation beitragen? Der Grad der fachlichen 'Verteiltheit' lässt sich an den Unterschieden zwischen den verschiedenen 'Heimatkontexten' der Kooperationspartner sowie zwischen Heimatkontexten und Kooperationskontext ablesen. Diese Unterschiede erzeugen das kognitive Spannungsfeld, das in heterogenen Kooperationen bewältigt werden muss. Die daraus entstehende Kooperationsdynamik kann ganz unterschiedlich aussehen: Das Spektrum reicht von allmählicher Auflösung der Differenz und Integration der Partner in ein neues, durch den Kooperationskontext gebildetes Arbeitsfeld bis hin zur Aufrechterhaltung der Differenz und wechselseitigen Stabilisierung der heterogenen Kontexte. Die Variation in diesen Dimensionen erzeugt eine große Vielfalt heterogener Kooperationen. Um die wissenschaftlichen und praktischen Beiträge zur Tagung aufeinander beziehen zu können, wollen wir deshalb von der zuletzt genannten Spannung zwischen Kooperations-kontext und Heimatkontexten ausgehen und folgende Fragen in den Mittelpunkt der Konferenz stellen:

1) Welche Probleme entstehen aus dem Spannungsfeld zwischen Heimatkontext(en) und Kooperationskontext für die Praxis heterogener Kooperation? Wo liegen typische neuralgische Punkte, die Kooperationen behindern oder misslingen lassen können?

2) Wie gelingt es, diese Spannungen produktiv zu machen, und gerade aus der Verschieden-artigkeit etwas Neues entstehen zu lassen? Können unterschiedliche Sichtweisen, Reibungen und sogar Rivalitäten zu einem innovationsförderlichen Klima beitragen?

3) Welche Randbedingungen machen heterogene Kooperationen erfahrungsgemäß erfolgreich und stabil? Welche Rolle spielen z.B. vermittelnde Personen? Unter welchen Bedingungen erweisen sich die Einigung auf Fragestellungen, auf ein gemeinsames Ziel, auf Standards oder auf die Verwendung derselben technischen Verfahren als fördernd, wann wirken sie hemmend?

4) Welche Konsequenzen hat die dauerhafte Beteiligung an einem Kooperationskontext für die Kooperationspartner in ihrem Heimatkontexten?

Diese Fragen wollen wir sowohl aus sozialwissenschaftlicher und historischer Perspektive diskutieren, als auch aus der Perspektive derjenigen, 'die es machen müssen', da sie selbst in heterogenen Kooperationen engagiert sind. Ihre Vorschläge für Beiträge (mit einem kurzen Abstract) richten Sie bitte bis zum 31.Mai 2001 an

Jörg Strübing
Institut für Soziologie
Fakultät VII Architektur Umwelt Gesellschaft
Technische Universität Berlin
Franklinstr. 28/29 10587 Berlin

<joerg.struebing@tu-berlin.de> http://userpage.fu-berlin.de/~jstrueb/gwtf/index.html

Für das W3 aufbereitet: Karl.Pfeiffer@iwp.uni-linz.ac.at

Erstellt am 30. März 2001 | zur Startseite http://www.iwp.uni-linz.ac.at/lxe/agkpiw/

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